Richtige Ernährung von Kaninchen und Meerschweinchen bei Zahnfehlstellungen

meerschweinchen-zaehneZahnprobleme sind  bei Kaninchen und Meerschweinchen ein häufiger Vorstellungsgrund in der tierärztlichen Praxis. Da die Zähne von Kaninchen und Meerschweinchen ein Leben lang  wachsen, ist ein gleichmäßiger Zahnabrieb nur über eine ausreichende Raufutteraufnahme und eine korrekte Kieferstellung möglich. Eine rohfaserarme Fütterung, z. B. bei einem Mangel an Heu oder einem Überangebot an Fertigfutter,  hat einen verminderten Zahnsabrieb und damit ein verlängertes Zahnwachstum und Zahnerkrankungen zur Folge.

  • Bei vielen Kaninchen passen Ober- und Unterkiefer züchtungsbedingt nicht mehr optimal übereinander, sodass die Zähne beim Kauvorgang nur ungleichmäßig abgenutzt werden.
  • Auch wenn die Kieferfehlstellung nur minimal ist, kann sich schleichend eine Zahnfehlstellung entwickeln.
  • Neben zu lang gewachsenenen Schneidezähnen und Kiefersbszessen sind vor allem Zahnspitzen an den Backenzähnen, welche sowohl im Oberkiefer als auch im Unterkiefer auftreten, ein häufiges Problem. Diese verletzen die Schleimhaut der Maulhöhle und können zu schweren Entzündungen führen.
  • Insbesondere beim Meerschweinchen können die Backenzähne in schweren Fällen so lange nach innen wachsen, dass sie eine Zahnbrücke bilden, die in der Mitte des Gaumens aneinander wächst und das Schlucken bzw. die Zungenbewegung behindert.

Aufmerksamkeit und eine regelmäßige Zahnkontrolle lohnen sich

  • Zahnfehlstellungen sind anfangs nicht immer leicht zu erkennen.
  • Dies gilt besonders für jene der Backenzähne, da die Maulhöhle bei den kleinen Heimtieren generell schlecht einzusehen ist.

Bei folgenden Symptomen besteht  jedoch immer der Verdacht auf eine Zahnerkrankung:

  • reduzierte Futteraufnahme
  • Futter selektieren bzw. Verweigerung von hartem Futter wie z.B. Möhren
  • schleichender Gewichtsverlust
  • unangenehmer oder fauliger Geruch aus der Maulhöhle
  • vermehrtes Speicheln, ggf. verklebte Pfötchen
  • Schwellung und Unebenheiten am Unter-/ Oberkiefer
  • einseitiges Heraustreten eines Auges
  • sichtbare Verlängerung der Schneidezähne

Wenn Sie sich nicht sicher sind oder Zweifel haben: Lassen Sie die Zähne Ihres Tieres lieber einmal mehr als zu wenig kontrollieren!

Zahnfehlstellung -Was nun?

  • Wurde beim Tierarzt eine Zahnfehlstellung diagnostiziert, ist eine regelmäßige Kontrolle des Gebisses und ggf. das Kürzen der Zähne nötig – je nach Ausmaß alle 3 Wochen oder auch alle 3 Monate.
  • Oft sind die betroffenen Tiere in ihrer Futteraufnahme beinträchtigt und benötigen eine besondere Unterstützung bei der Fütterung, um ausreichend Nährstoffe aufzunehmen und um keine Verdauungsstörungen zu entwickeln.
  • Bei fehlgestellten oder abgesbrochenen Schneidezähnen ist das Abbeißen eingeschrängt, sodass  Sie das Futter am besten klein raspeln und in „mundgerechten“ Happen anbieten.
  • Bei fehlenden Backen- und Schneidezähnen sollte das Futter püriert oder als Brei angeboten werden, da das Kauen und zermahlen  von grobem Futter nicht mehr möglich ist.

Zufüttern ist das A und O

  • Können die Tiere aufgrund ihrer  Zahnerkrankung selbstständig nicht genügend Futter aufnehmen, ist ein regelmäßiges Zufüttern von Brei durch den Besitzer unerlässlich.
  • Wichtig ist hierbei, dass Sie auf eine ausreichende Rohfaserversorgung achten, um Verdauungsstörungen zu verhindern.
  • Als Rohfaserquelle eignen sich Spezialfuttermittel (z.B. Critical Care, Rodicare basic, Healthy Rabbit pro), die pulverisiertes Heu enthalten  oder auch eingeweichte Heupellets.
  • Auch Babygemüsebreie ohne Salz und Öl sowei getrocknete, zermahlene Kräuter und Blüten können untergemengt werden.
  • Der Brei kann entweder in einer kleinen Schüssel bzw. einem flachen Teller angeboten oder mit einer Spritze (ohne Kanüle!) direkt seitlich ins Maul eingegeben werden. Die meisten Tiere tolerieren die Fütterung  gut.
  • Im Kühlschrank ist der angerührte Brei ca. 1 Tag haltbar. Bitte NIE kalten Brei verfüttern, da dies Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen auslösen kann!
  • Mengenorientierung: ein 1,5 kg schweres Kaninchen, das selbstständig keine Nahrung zu sich nehmen kann, sollte pro Tag mindestens 150 -200g Gemüse-Rohfaserbrei erhalten, verteilt auf viele kleine Portionen.
  • Außerdem empfiehlt es sich, Ihr Tier täglich zu wiegen, um eine Gewichtsabnahme frühzeitig zu erkennen. Gegebenenfalls muss die Menge an zugefüttertem Brei erhöht werden.